helge cramer filmproduktion

PROFIL

Helge Cramer, Filmemacher. Nur nonfiction. Themenentwicklung, Recherche, Buch und Regie, oft auch Schnitt. In vier Jahrzehnten TV-Arbeit gut hundert Reportagen, Feature und Dokumentationen; neben weit zahlreicheren Beiträgen für Kultur-, Polit- und Ländermagazine im Ersten und im ZDF, auf 3sat oder in den Landesprogrammen der ARD. Programmfüllende Dokumentarfilme und Kurzfilme für Kino, Unterricht und Kulturträger. Produktionen in 16- und 35mm Film, Video- und DV-Formaten.


Aktuell

Neben diesen Texten liest sich Dantes Infernowie Erbauungslyrik aus der Geisterbahn. Geschrieben wurden sie nicht über -, sondern in der Hölle. Ihr Autor kehrte nicht zurück.

In Vorbereitung:
GRADOWSKIS HÖLLE(ca. 100 Min.) verfilmt das unmittelbarste literarische Zeugnis des Holocaust: Die in den Krematorien des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau geschriebenen und unter der Asche der Opfer vergrabenen Manuskripte des Sonderkommando-Häftlings Salmen Gradowski. Die in den Ruinen der Krematorien inszenierte Rezitation dieser jiddischen Texte trägt mit ihrem furchtbaren Inhalt die Hauptrolle des Films. Ein zweiter, dokumentarischer Handlungsstrang verwebt Gradowskis Texte mit seiner kurzen Biografie und der erbärmlich langen Ignoranz- und Zensurgeschichte seiner Manuskripte: 1945 in Auschwitz entdeckt wurden sie in Deutschland vollständig übersetz erstmals 2019 gedruckt.

Filmautor und Produzent

1975 Wechsel von Print zum BR/Fernsehen und mit der ersten langen ARD-Arbeit auf der Shortlist zum höchsten deutschen Fernsehpreis: Tod durch Teufelsaustreibung(BR 1976), eine kommentarlose O-Ton–Reportage über den später mehrfach verfilmten Klingenberger Exorzismus, war für den Adolf-Grimme-Preis 1977 nominiert. 1983 erster Kino-Dokfilm ENDE DER FREIHEITüber den von bayerischen Richtern verabredeten Rechtsbruch „Nürnberger Massenverhaftung“. 1986 freier TV-Autor, ab 1990 meist auch Produzent der überwiegend für ARD-Anstalten und Rias TV/Deutsche Welle TV realisierten Filme; Judengasse, eine Reportage über den fragwürdigen Umgang der fränkischen Mittelalter-Idylle Rothenburg o.T. mit ihrem jüdischen Erbe, war die erste dieser hcf-Poduktionen.

Am Ende von hundert für öffentlich-rechtliche TV-Programme realisierten Filmtiteln steht bisher die für das ARD-Format die story produzierte Dokumentation EIN MILLIONÄR VERSCHWINDETüber einen sportlichen Witwer, den seine Vorsorgevollmacht bettelarm und halb verhungert in ein tschechisches Obdachlosen-Asyl brachte. Danach und daneben, aber nie als Nebensache Filmarbeiten für Schule und Unterricht, Kulturträger und gesellschaftspolitische Initiativen; einige Jugendfilmprojekte und, von 1983 bis heute, in meist eigener Produktion kurze und lange Dokumentarfilme.

Filmografie

Dokumentarfilme (Auswahl)

2012/20 ff
FREDY GAY HERO (hcf; ca. 100 Min.)INFO
In Arbeit: Noch unvollendetes Filmportrait des schwulen deutschen Holocaust-Helden, der tschechische Kinder vor dem Tod in Auschwitz bewahrte
2012/16
KADDISH FÜR FREDY (hcf; 28 Min.)
Holocaust-Überlebende in Israel, Tschechien und USA erzählen erstmals in der Sprache der Täter von dem deutschen Sportler, dem sie das Überleben in Auschwitz danken. Memorial aus dem Rohmaterial FREDY GAY HERO, produziert für den ersten Aachener Gedenktag an den dort 2016 geborenen Fredy Hirsch
2008/11
TEUFELS WERK UND GOTTES BEITRAG (hcf/WDR/BR; 88/96 Min.)INFO
Besessenheit und Exorzismus heute: Rom beharrt auf der Existenz & Macht des Leibhaftigen
Nominierung Adolph-Grimme-Preis 2012
2000/05
DIE AMATEURE UND DER GENERAL (hcf, 99 Min.; Digital Beta)INFO
Zerstörung und Wiederaufbau der Brücke von Mostar aus der Perspektive von Tätern und Opfern.
Festivals: Dokfilmfestivals Barcelona, Istanbul, Kassel, Warschau, Zagreb u.v.a.
Preise:4 x 1st Award Best Documentary Feature (ReelHeART Toronto, Lake Forest/USA, ÉCU Paris, Phnom Penh); 2nd Award Best Doc. Athens/Ohio; Human Rights Award balkan black box, Berlin; Audience Award Filmfestival der Menschenrechte, Nürnberg; vier weitere Nominierungen.
1989/92
KEIN DENKMAL FÜR DIE DESERTEURE ? (hcf, Beta SP; 30 Min.)
Alte Kameraden im Widerstand gegen die Wehrmachts-Kritik
Verleih:Medienwerkstatt Franken
TV-Ausstrahlungen: Kanal 4 (RTL); Bildstörung (RTL regional/Franken)
1987/88
BONNLAND (16mm; 23 /15 Min; m. Claus Bertling)
In Bonnland ist täglich Krieg. Einmal im Jahr kehren die Einwohner zurück, um die Gräber zu pflegen.
Verleih: Ev. Medienzentrale München
Festivals: Filmfestspiele Berlin/Panorama; Dokfilmfestivals München, Uppsala, Bilbao; Kurzfilmfestivals Krakau,
Oberhausen; Grenzlandfilmtage Selb u.a.
Auszeichnung: Friedenspreis Filmfestival Krakau
TV-Ausstrahlungen: WDR; Ev. Fernsehen (RTL)
1986
WAAHNSINN - Der Wackersdorf-Film (U-matic/35mm; 90 Min.; m. C.A.Wagner u.a.)
Das Anti-WAA-Festival in Wackersdorf: Mega-Musik-Clip in Alibiverpackung
Verleih: DELTA-Filmverleih
Festivals: Int. Filmfestspiele Berlin/Forum; Alpinale Bludenz
Auszeichnung: Alpinale-Preis "Bester sozialkritischer Film"
1986/87
WAAHNROCK (hcf, U-matic; 97 / 122 Min.)
Video-Rekonstruktion des verstümmelten Filmdokuments vom Anti-WAA-Festival
Verleih: B.O.A. Verleih; Medienwerkstatt Franken
Festivals: Int. Filmfestspiele Berlin (Video-Forum); Int. Grenzlandfilmtage Selb u.a.;
1982/83
ENDE DER FREIHEIT (16mm; 85 Min.)
Dokumentation eines freistaatlich organisierten Rechtsbruchs
Verleih: Verleihgenossenschaft der Filmemacher
Festivals: Duisburger Filmwoche; Int. Grenzlandfilmtage Selb

TV-Arbeiten (Feature/Reportage)

1976
TOD DURCH TEUFELSAUSTREIBUNG (ARD; 45')INFO
Zwei katholische Priester treiben einer psychisch kranken Lehramts-Studentin in bischöflichem Auftrag so lange den Teufel aus, bis sie stirbt.
Nominierung Adolf-Grimme-Preis 1977
1978
CHRISTIAN SCHAD - Der Maler mit dem Skalpell (BR/ARD; 45')
Filmportrait des (damals noch) vergessenen Großmeisters der Neuen Sachlichkeit
1979
ALBERT BIRKLE - Ein Maler gegen die Gewalt (BR u.a.; 45')
Rote Fahnen und Kirchenfenster – Wandlungen eines Expressionisten
1985
DAS WOHLTEMPERIERTE SCHWEIGEN (BR u.a.; 45')
Von unerwünschten Bach-Funden im Jubiläumsjahr
1989
GIFTIGE ALTLAST (WDR; 30')
Eine Stadt leidet unter Hinterlassenschaften ihres früheren Ernährers
1990
JUDENGASSE (Rias tv, 26’)
Die Touristen-Metropole Rothenburg o.T. lässt ein noch nahezu vollständig erhaltenes mittelalterliches Judenghetto verkommen (auch ARD/ZDF)
DER PARK (Rias tv; 26')
Geburtstagsportrait des Nationalparks Bayerischer Wald mit Urwald-Bildern und der
Mehrheitsmeinung, dass zu viel Natur das Wirtschaftswachstum bremst.
Umweltfilm-Festival ecotopfilm, Bratislava
1991
RÜBEZAHLS RACHE (Rias tv; 26')
Öko-Portrait aus dem Riesengebirge: Auf dem Kamm des Mittelgebirges grassiert das Waldsterben
Banff IFF of Mountain Films; Umweltfilm-Festival ecotopfilm, Bratislava
DER SCHATZ DER LAUSITZ (Rias tv; 26'
Portrait des größten deutschen Braunkohlen-Tagebaugebiets
Ernst-Schneider-Preis 1992
TREFFEN IN THERESIENSTADT (Rias tv; 26')
50 Jahre nach der Uraufführung der Theresienstädter Kinderoper Brundibar treffen sich die Überlebenden
auf ihrer damaligen Bühne
DIE JÜDISCHE STADT (Rias tv; 26')
Geschichte und Gegenwart des Prager Judenghettos: Ein Kamera-Besuch in den verschlossenen Magazinen der größten Judaika-Sammlung der Welt
1992
WALLENSTEINS SCHLÖSSER (Deutsche Welle; 27')
Reisefeuilleton durch das böhmische Reich des großen Feldherrn
DAS MITTELALTER-PROJEKT (DW; 27')
Bayern verwirklicht mit Großtechnik, Steuermilliarden und tausend Jahren Verspätung das wichtigste Verkehrsprojekt Karls des Großen
1993
...UND STETIG SCHWINDEN DIE WÄLDER (DW; 27')
Zehn Jahre "Waldschadensursachenforschung" - Ein Tunix-Jubiläum
MUSEUMSSTÜCK ARBEIT (DW/MDR; 30')
"Aufschwung Ost" in Chemnitz: Eine Industriestadt sammelt sich als Kulturgut
1994
MÄNNER HOCH IM KURS (DW; 30')
Parademarsch! Ein deutsches Schützenfest
DER VERHINDERTE FORTSCHRITT (DW/WDR ; 30')
"Made in Germany" war mal ‘ne Weltmarke - und das Land weltweit führend in Patenten. Der Abstieg in fünf Fallbeispielen.
1995
IN DER HOFFNUNG IST GUT LEBEN (DW/MDR; 45')
Hopgarten ist das letzte deutschsprachige Dorf in der Slowakei. Die Einwohner wehrten sich gegen die Vertreibung genauso erfolgreich wie vorher gegen die Nazi-Wehrmacht, sie als "Volksdeutsche" heim ins Reich zu verschleppen (auch BR u.a.).
Ostdeutscher Kulturpreis 1995; BdV-Medienpreis 1995
Unter deutschen Dächern - MEIER MAYER MITTERMEIER (ARD; 45')
Meier stoppte den WAA-Bau, Mayer konnte den Kanal-Bau nicht stoppen, Mittermeier will den Donau-Ausbau verhindern: Drei Bauern im Betonmischer-Grand.
1996
DIE OBERLAUSITZ (ARD; 45')INFO
Landschaftsportrait in der Reihe "Bilderbuch Deutschland"
DER CLAN DER KNÖPFE (WDR/DW; 30')
Familien-Portrait aus der Arbeitswelt in der Reihe "Erbschaften"
Nominierung Deutscher Kamerapreis 1998
1997
ADEL VERZICHTET ? (WDR; 45’)
Doppelportrait in der Reihe "Menschen hautnah": Zwei Grafen und ihr Umgang mit dem
konfiszierten böhmischen Familienerbe; auch SWF, MDR und NDR
MODELLPROJEKT ALTLAST (DW; 30’)
Landschaftssanierung im Braunkohlentagebau; Grand Prix Ekotopfilm ’98
2000
ORGANE NACH MASS (ARTE / GEOtv; 25’)
Die Zukunft der Medizin
AUFERSTEHUNG AUS RUINEN (Bildstörung; 30‘)INFO
Bauforschung an der Brücke von Mostar
2003
DAS LEIPZIGER NEUSEENLAND (ARD; 45’)
Landschaftsportrait in der Reihe „Bilderbuch Deutschland“
RÄTSELHAFTE GESCHICHTEN (MDR; 4 x 15‘)
Bernsteinzimmer, Wettiner Silber, Dunkelgräfin und herzogliche Gespenster: Vierteilige Staffelder MDR-Reihe „Hierzulande“ (auch ORB, NDR u.a.)
ZWISCHEN MEISSEN UND WITTENBERG (ARD; 45’)
Landschaftsportrait in der Reihe „Bilderbuch Deutschland“
2006
die story: SATAN LEBT - DIE RÜCKKEHR DES EXORZISMUS (WDR; 45’)
Zeugen brechen ihr Schweigen über die Klingenberger Teufelsaustreibung
Nominierung Adolph-Grimme-Preis 2007
2014
die story: EIN MILLIONÄR VERSCHWINDET (WDR; 45’)
Wie ein schwerreicher Rentner dank Vorsorgevollmacht als Bettler verendete

Schule und Unterricht

1993/99
FWU-Unterrichtsfilme (16mm/Beta SP; 17 – 25 Min.)
Chemnitz - Sachsens Manchester
Der Harz
Friedrich I. Barbarossa
Friedrich II. von Hohenstaufen
Endzeiterwartung im Mittelalter
2007/12
Jugendfilmprojekte
HELDENGESÜLZE (HDV; 31 Min./8 Min./7 Min.)
Eine Stadt wehrt sich gegen Neonazis
- drei Jugendfilme gegen Rechts -
TV-Ausstrahlungen: BR; Alpha Österreich
Festivals: International Human Rights Film Festival, Nürnberg
This Human World, Wien
REC. Jugendfilmfestival, Berlin
Werkstatt für Junge Filmer, Wiesbaden
GRÄFENBERG IST BUNT (HDV; 17 Min./4 – 5 Min.)
- vier Jugendfilme gegen Rechts -
TANNHÄUSER (HDV; 16 Min.)
Wagner für Kinder: Fünf Schulen im Kostümwettbewerb
DIE EWIGE ANBETUNG (HDV; 34 Min.)
Geschichte und Gegenwart eines Rituals

Auszeichnungen

TV-Auszeichnungen

ARD-Wettbewerb Bremen
BdV Medienpreis
Deutscher Handwerksfilmpreis (2 x)
Deutscher Preis für Denkmalschutz
DUH Umwelt-Medienpreis (mit MONITOR)
Ernst Schneider Preis
Grand Prix Ekotopfim
Hermann-Ehrlich-Preis
Ostdeutscher Kulturpreis
Sonderpreis des Slowakischen Außenministers
Nominierungen Adolf-Grimme-Preis 1977 und 2007

Filmpreise Dokumentarfilm

BEST DOCUMENTARY ReelHeART IFF, Toronto
BEST DOCUMENTARY Lake Forest Film Festival, Chicago/USA
BEST DOCUMENTARY ÉCU European Independent FF, Paris
BEST DOCUMENTARY Cambofest IFF, Phnom Penh
2nd Award BEST DOCUMENTARY Athens IFF, Athens/USA
BESTER SOZIALKRITISCHER FILM Alpinale FF, Bludenz
HUMAN RIGHTS AWARD balkan black box FF, Berlin
PUBLIKUMSPREIS Nuremberg International Human Rights Film Festival
SONDERPREIS Friedenskomitee Kurzfilmfestival Krakau
NOMINIERUNG Adolf-Grimme-Preis 2012

AUFERSTEHUNG AUS RUINEN

Als Kultur-Thema startete im Herbst 2000 das mit Magazinberichten, drei TV-Dokus und einem Dokumentarfilm bisher umfangreichste Filmprojekt der Produktion:

AUFERSTEHUNG AUS RUINEN (2001) erzählt, wie bayerische Ingenieure die seit Jahrhunderten als unlösbar geltenden Baurätsel der berühmten Stari Most dechiffrieren und es damit ermöglichen, die 1993 im Bosnien-Krieg zerschossenen Alte Brücke von Mostar im Original wiederherzustellen.

2003 die story: DIE BRÜCKE VON MOSTAR (WDR; 45 Min.) schildert, wie mitten in diesem von serbischen Machtgelüsten entfesselten Krieg kroatisch-katholische und bosnisch-muslimische Verteidiger Mostars plötzlich die Waffen gegeneinander richten und nicht nur ihre Brücke zerbomben.

2004 STARI MOST – BRÜCKE ZUM FRIEDEN? (Deutsche Welle TV; 26 Min.) hinterfragt das bis heute nicht erreichte Ziel, mit der Rekonstruktion auch die seit dem Krieg verfeindeten Lager wieder zu vereinen.

2005 DIE AMATEURE UND DER GENERAL (Dokumentarfilm, 96/110 Min.; Nominierungen und Festival-Auszeichnungen auf vier Kontinenten)

DIE AMATEURE UND DER GENERAL

Während die UNESCO die Stari Most, die im Bosnienkrieg zerschossene Alte Brücke von Mostar, wieder aufbauen lässt und auf die Weltkulturerbe-Liste setzt, erzählen drei Mostarer „ihren“ Krieg: Safet, der auf abertausenden Touristen-Fotos verewigte Händler an der Alten Brücke, der Brückenspringer Goran, dessen Bruder an der Stari Most von einer Panzergranate getötet wurde, und Slobodan Praljak, der an der Brücke mit ihnen früher gelegentlich sein Bier trank und im Krieg als General nach Mostar zurückehrte; seine Kanonen zerschossen die Stari Most. Praljak beging 2017 während seiner Urteilsverkündung am Internationalen Gerichtshof in Den Haag vor laufender Kamera Selbstmord. Die Amateure und der Generalerreichte auf Independent- und Menschenrechte-Filmfestivals ein Dutzend Nominierungen und sieben Preise; vier mal Hauptpreis „Best Documentary“.

DIE OBERLAUSITZ

DIE OBERLAUSITZ war der zweite von neun Beiträgen für die ARD-Reihe Bilderbuch Deutschland, realisiert für den MDR teils nur als Autor/Regisseur, teils auch als Auftragsproduzent. Den Anfang machte 1995 „Das Altenburger Land“; Städte-, Landschafts- und Personenportraits aus Thüringen und Sachsen in stets unverkennbarer Autorenhandschrift. Etwas aus der Reihe fällt DIE REUßISCHE FÜRSTENSTRAßE, 2005 als erster und einziger Film in vier Jahrzehnten TV-Arbeit ausgestrahlt unter Pseudonym.

TEUFELS WERK UND GOTTES BEITRAG

Den von kritischen Theologen verlangten „Abschied vom Teufel“ beantwortete die Kirche 1976 mit dem „Klingenberger Exorzismus“ als Beweis dafür, dass der Leibhaftige tatsächlich lebt und wütet, und 2005 mit dem (seit dem Mittelalter ersten) deutschen Papst, der Teufelsglaube & Exorzismus erneut in die Mitte der Kirche rief (Rom, Petersplatz 2006). Teufels Werk und Gottes Beitragverknüpft einschlägige Szenen dieses unseligen Ratzinger-Pontifikats und Originalmaterial meiner ARD-Dokumentationen zum tödlichen Exorzismus an der Studentin Anneliese Michel von 1976 und 1978 mit einem aktuellen Akt bischöflicher Dämonenaustreibung: der Teufelskult feiert selbst unter höchsten kirchlichen Würdenträgern weiterhin fröhliche Urständ (Grimmepreis-Nominierung 2012).

TOD DURCH TEUFELSAUSTREIBUNG

Mit vier langen Reportagen und Dokumentationen steht der auch für die Kinoleinwand mehrfach verfilmte „Klingenberger Exorzismus“ nicht nur am Anfang dieser Filmografie. Der Reihe nach:

TOD DURCH TEUFELSAUSTREIBUNG, 1976 (ARD, 45 MIN.) Die kommentarlose O-Ton – Reportage mit den Exorzisten und ihrem Bandgerät vor der Kamera und den Litaneien der Priester zum Kreischen der angeblichen Dämonen dokumentiert die letzte kirchenamtliche Teufelsaustreibung in Deutschland: im August 1976 starb in Klingenberg am Main die Studentin Anneliese Michel am Ende monatelanger Satansbeschwörungen ihrer bischöflich bestellten Exorzisten.

DER FALL ANNELIESE M., 1978 (ARD, 45 Min.) Während Bayerns Justiz die beiden Priester vor Gericht-, ihren bischöflichen Auftraggeber aber von der Strafverfolgung freistellte, weissagte eine schwäbische Klosterfrau die bevorstehende Auferstehung der Anneliese Michel – die zur Erleichterung dieser Übung sogar exhumiert wurde; gottlob vergeblich. Der Reportage dokumentiert beides und geht auf Spurensuche im angeblichen Marienerscheinungsort San Damiano, an dem auch die angeblichen Dämonen in Anneliese Michel erstmals rumorten.

die story: SATAN LEBT – DIE RÜCKKEHR DES EXORZISMUS, 2006 (WDR, 45 Min.) Als Papst Benedikt XVI. überkommene Glaubenspraktiken restituiert und Exorzisten zu ihrem „wertvollen Dienst für die Kirche“ ermuntert, brechen Zeuginnen der bizarren Exorzismus-Seancen an der Lehramts-Studentin Anneliese Michel ihr Schweigen: Sie hatten in ihrem katholischen Studentenwohnheim zwar einiges davon mitbekommen, damals aber vor der ihnen so drastisch vor Augen geführten Macht ihrer Kirche verängstigt geschwiegen. Theologen weisen nach, dass diese Teufelsaustreibung kein Ausrutscher durchgeknallter Einzeltäter war, sondern konsequenter Vollzug römisch-katholischer Glaubendlehre: Kein Abschied vom Teufel, niemals. Satan lebt.

TEUFELS WERK UND GOTTES BEITRAG, 2011 (hcf/WDR/BR; 96 Min). Die Glaubenslehre vom Satan feiert weiter fröhliche Urständ‘: Klingenberg-Fortsetzung mit neuem Personal; ein Bischof exorziert persönlich und macht dann unter seinem bayerischen Ex-Kollegen Benedikt XVI. Karriere in Rom.

FREDY GAY HERO

Ein Sportler aus Aachen rettet sich vor der mörderischen Leitkultur der Nazis in die Tschechoslowakei, verteidigt die letzte für jüdische Kinder noch freie Insel im von deutscher Soldateska besetzten Prag, baut im Ghetto Theresienstadt eine vielgerühmte Kinder- und Jugendfürsorge auf und errichtet zuletzt mitten im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau noch eine im Wortsinn bunte Kita, in der Kinder singen, lachen und Theater spielen: fast hundert von ihnen danken ihm so das Überleben…

Das Projekt FREDY GAY HERO startete 2011 mit Aufnahmen in Aachen und Zeitzeugen-Interviews in Tschechien. Doch die Fertigstellung musste mit danach noch knapp 50 Stunden in Polen, Österreich, Israel und Deutschland gedrehtem Rohmaterial 2020 zurückgestellt werden: Es gibt kein Budget für noch erforderliche Archivrechte, Filmmusik und Postproduktion; alle jahrelangen Bemühungen um Filmförderung, TV-Beteiligung oder anderweitige Ko-Finanzierungen für das ausschließlich aus Eigenmitteln finanzierte Projekt sind bisher gescheitert. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

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